Wechseljahre

Wechseljahre

* * *

Wẹch|sel|jah|re 〈[ -ks-] Pl.〉 bei Frauen der Zeitraum, in dem die Tätigkeit der Keimdrüsen u. die Menstruation allmählich aufhören, meist zwischen dem 45. u. 55. Jahr; Sy Klimakterium; →a. Menopause

* * *

Wẹch|sel|jah|re <Pl.>:
a) Zeitspanne etwa zwischen dem 45. u. 55. Lebensjahr der Frau, in der die Menstruation u. die Empfängnisfähigkeit allmählich aufhören; Klimakterium:
sie ist in den -n, kommt in die W.;
b) Zeitspanne etwa zwischen dem 45. u. 60. Lebensjahr des Mannes, die durch eine Minderung der körperlichen, sexuellen Funktion u. der geistigen Spannkraft, durch nervöse Spannung [u. Depressionen] gekennzeichnet ist:
die W. des Mannes;
ein Mann in den -n.

* * *

Wechseljahre,
 
Klimakterium, Klimax, Zeitraum von etwa 10 bis 15 Jahren bei der Frau, in dem der Übergang vom Fortpflanzungsalter in die Periode der reproduktiven und hormonalen Ruhe der Eierstöcke vor sich geht. In dieser Lebensphase ist die Menopause (durchschnittlich mit 52 ± 2 Jahren) der Zeitpunkt der letzten vom Eierstock gesteuerten Regelblutung, die rückblickend festgelegt wird, wenn innerhalb eines Jahres keine weitere Blutung mehr erfolgt ist. Der Eintritt der Menopause vor dem 43. Lebensjahr wird als vorzeitiges Klimakterium (K. praecox) und nach dem 54. Lebensjahr als verspätetes Klimakterium (K. tardum) bezeichnet. Der Zeitabschnitt von einigen Jahren vor der Menopause, in dem bereits Blutungsstörungen und vegetative Beschwerden auftreten können, wird als Prämenopause, der Zeitraum von etwa 10 Jahren nach der Menopause als Postmenopause bezeichnet. - Die Ursache der Wechseljahre ist eine physiologische »Alterung« der Eierstöcke, die in einer Reduzierung der Eizellen von etwa 250 000 je Eierstock zu Beginn der Geschlechtsreife auf wenige Hundert besteht. Hinzu kommen die ständige Abnahme von Follikelreifungen und das Ausbleiben von Follikelsprüngen sowie die Verkalkung der Eierstockgefäße (Sklerose) mit bindegewebigem Umbau des Eierstockstromas (Fibrose). Die Folge ist ein starker Abfall der Östrogene unter ein bestimmtes Erhaltungsniveau. Etwa ein Drittel aller Frauen durchlebt die Wechseljahre ohne subjektive Symptomatik, bei einem weiteren Drittel werden Beschwerden als natürliche Begleiterscheinung der Wechseljahre wahrgenommen, die sich nach einiger Zeit verlieren. Beim letzten Drittel beeinträchtigen die Beschwerden das Wohlbefinden so stark, dass ärztliche Behandlung erforderlich wird. Erste Anzeichen des Beginns der Wechseljahre sind funktionelle Blutungsstörungen, wie Aussetzen der Regelblutung, verstärkte oder anhaltende Blutungen. Die vegetativen Störungen bestehen in Hitzewallungen, verbunden mit sichtbarer Hautrötung und Schweißausbrüchen mit nachfolgendem Frösteln, hervorgerufen durch Fehlsteuerung der Wärmeregulation im Hypothalamus, hinzu kommen Herzrhythmusstörungen, Schwindelgefühl und Durchblutungsstörungen der oberen Gliedmaßen (»Ameisenlaufen«) sowie Schlaflosigkeit. Zu den psychischen Beschwerden gehören Nervosität, Reizbarkeit, Angstzustände, verminderte Leistungsfähigkeit und depressive Verstimmung. Die endogene Depression hingegen ist eine eigenständige Erkrankung, die aber in diesem Lebensabschnitt auch als Ausdruck einer Identitätskrise (Midlifecrisis) ausgelöst werden kann.
 
Während der Postmenopause erreicht der Östrogenspiegel seinen Tiefststand, wodurch es zu östrogenmangelbedingten somatischen Störungen kommt. Elastizitätsverlust und Schrumpfung der Haut, die auch zur Atrophie der äußeren Geschlechtsorgane wie Vulva und Scheide führen, können Beschwerden beim Geschlechtsverkehr oder Anfälligkeit für Entzündungen verursachen. Durch Rückbildung des Drüsenkörpers kommt es zur Erschlaffung der Brüste. Auch das Epithel von Harnröhre und Harnblase ist verdünnt und entzündet sich leicht. Da auch die Muskulatur von Harnröhre und Blase betroffen ist, kommt es häufig zur einer Verschlussschwäche der Blase und zum unwillkürlichen Harnverlust, einer Harninkontinenz. Ein Überwiegen des männlichen Geschlechtshormons (Testosteron) gegenüber den Östrogenen verursacht Haarausfall und Verlust der weiblichen Körperformen. Auch durch Östrogenmangel bedingte Stoffwechselstörungen sind häufig, z. B. Gewichtszunahme (bei etwa 60 %), Blutdruckerhöhung, Anstieg des Gesamtcholesterins und der Triglyzeride mit Arteriosklerose sowie erhöhtes Herzinfarktrisiko. Von besonderer Bedeutung ist die Osteoporose, die bei 40 % aller Frauen über 65 und bei 90 % der Frauen über 80 Jahre auftritt. Sie führt zu Schmerzen im Wirbelsäulenbereich und in den Gelenken, Abnahme der Körperhöhe und Rundrücken, Spontanfrakturen der Rippen und am Unterarm (Radius) sowie Schenkelhalsbrüchen.
 
Zur Behandlung und auch Vorbeugung klimakterischer Störungen ist die Beseitigung des Östrogenmangels bei Beachtung der (wenigen) Kontraindikationen der sicherste Weg. Die Hormonsubstitution mit Östrogenen kann oral, transdermal über Hautpflaster, parenteral durch Depotinjektionen oder Hormonimplantate und vaginal erfolgen. Ist die Gebärmutter noch vorhanden, muss mit einem Gestagen kombiniert werden. Eine Erhöhung des Brustkrebsrisikos durch Hormonsubstitution ist durch Studien nicht belegt. Die wichtigste Kontraindikation für den Östrogenersatz stellt ein Brustkrebs dar, bei dem im entarteten Gewebe Rezeptoren für Östrogene und Progesteron (Gestagen) nachgewiesen wurden. Für die Dauer der Hormonsubstitution gibt es keine festen Vorschriften. Bei Gefährdung durch Herzinfarkt oder Osteoporose ist eine längerfristige Therapie erforderlich (mindestens 5 oder 10 Jahre).
 
Den für die Wechseljahre typischer Beschwerden kann durch eine natürliche Lebensweise (ausgewogene Ernährung, v. a. Milchprodukte, Vermeiden von Alkohol, Nikotin und zuviel Colagetränken, regelmäßige körperliche Betätigung) entgegengewirkt werden; Gymnastik, Schwimmen, Wechselduschen und Wechselbäder sind zur Linderung der Hitzewallungen und Durchblutungsstörungen hilfreich.
 
In meist nicht so ausgeprägtem Maß sind die Wechseljahreerscheinungen auch beim Mann zu beobachten (Klimakterium virile). Zu den Symptomen gehören z. B. vegetative Labilität, depressive Verstimmung, Leistungs-, Libido- und Potenzschwäche durch langsamen Abfall des männlichen Geschlechtshormons Testosteron ab dem 50.-60. Lebensjahr. An somatischen Veränderungen treten vermehrter Fettansatz und Abnahme der Körperbehaarung besonders am Kopf auf. Die Spermienbildung bleibt jedoch bis in hohe Alter erhalten.
 
 
C. Lauritzen: Endokrinologie u. Klinik von der Prämenopause bis zum Senium, in: Klinik der Frauenheilkunde u. Geburtshilfe, begr. v. H. Schwalm u. G. Döderlein, Bd. 1: Endokrinologie u. Reproduktionsmedizin (31995);
 G. Sheehy: W. - na und? (a. d. Amerikan., Neuausg. 1995);
 C. Keck u. a.: Endokrinologie, Reproduktionsmedizin, Andrologie (1997);
 E. Ryneveld: Unbeschwerte W. Geheimnisse der Naturheilkunde (a. d. Amerikan., 1997).
 
Hier finden Sie in Überblicksartikeln weiterführende Informationen:
 
Geschlechtshormone der Frau und der Menstruationszyklus
 
Altern und Tod
 

* * *

Wẹch|sel|jah|re <Pl.>: a) Zeitspanne etwa zwischen dem 45. u. 55. Lebensjahr der Frau, in der die Menstruation u. die Empfängnisfähigkeit allmählich aufhören; Klimakterium: sie ist in den -n, kommt in die W.; b) Zeitspanne etwa zwischen dem 45. u. 60. Lebensjahr des Mannes, die durch eine Minderung der körperlichen, sexuellen Funktion u. der geistigen Spannkraft, durch nervöse Spannung [u. Depressionen] gekennzeichnet ist: die W. des Mannes; ein Mann in den -n.

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Нужна курсовая?
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Wechseljahre — Wechseljahre, soviel wie Klimakterische Jahre …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Wechseljahre — ↑Klimakterium …   Das große Fremdwörterbuch

  • Wechseljahre — Das Klimakterium (gr. klimaktér „Stufenleiter, kritischer Zeitpunkt im Leben“) bezeichnet bei der Frau die Jahre der hormonellen Umstellung vor und nach der Menopause mit dem Übergang von der reproduktiven zur postmenopausalen Phase. Diesen… …   Deutsch Wikipedia

  • Wechseljahre — die Wechseljahre (Aufbaustufe) Jahre der hormonellen Umstellung vor und nach der Menopause bei Frauen, Klimakterium Beispiel: Seine Frau ist bereits in den Wechseljahren. Kollokation: in die Wechseljahre kommen …   Extremes Deutsch

  • Wechseljahre — kritische Jahre; (Med.): Klimakterium, Klimax. * * * Wechseljahre(Pl):dasgefährliche/kritischeAlter;Klimakterium·Klimax(med) WechseljahreKlimakterium,kritischeJahre,kritischesAlter …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • Wechseljahre — Wẹch·sel·jah·re die; Pl; der Zeitraum um das 50. Lebensjahr der Frau, ab dem sie kein Kind mehr bekommen kann; Med Klimakterium, Menopause <in die Wechseljahre kommen, in den Wechseljahren sein> …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Wechseljahre beim Mann — Der Begriff Klimakterium virile bezeichnet den Lebensabschnitt eines Mannes in dem sein Testosteronspiegel rasch abnimmt.[1] In diesem Lebensabschnitt, der Bestandteil des natürlichen Alterungsprozesses ist, treten häufig kritische psychosoziale… …   Deutsch Wikipedia

  • Wechseljahre — Wẹchseljahre vgl. Klimakterium …   Das Wörterbuch medizinischer Fachausdrücke

  • Wechseljahre — Wẹch|sel|jah|re Plural …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Klimakterium — Wechseljahre; Klimax (fachsprachlich) * * * Kli|mak|te|ri|um 〈n.; s, ri|en〉 = Wechseljahre [<neulat. climacterium; zu grch. klimakter „Stufenleiter“; zu grch. klimax „Treppe, Leiter“] * * * Kli|mak|te|ri|um, das; s [zu lat. climacter =… …   Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”